Jeder etwas erfahrenere Aquarianer hat schon mal etwas von ihnen gehört: Vieraugen, jene seltsamen Oberflächenfische, die sowohl unter als auch über Wasser sehen können – und das gleichzeitig! Aquaristisch spielen diese Spezialisten nur eine geringe Rolle. Doch das hält uns nicht davon ab, die faszinierenden Fische einmal vorzustellen.
Kennen Sie das Spiel „Teekesselchen“? Mit diesem Quizspiel, bei dem ein Begriff mit mehreren Bedeutungen gefunden werden muss, haben wir uns damals in der Schule herumgequält, wenn der Deutschlehrer meinte, auch mal etwas locker sein zu dürfen. Ich hätte da ein ganz prima Teekesselchen für Sie! Jeder Brillenträger, der schon mit diesem Spottwort bedacht wurde, wird jetzt beim Begriff „Vierauge“ auch mal etwas zu lachen haben. Selbst der Physiklehrer hätte bestimmt seinen Spaß daran, wenn die Sprache schließlich auf die Fische mit den „vier Augen“ käme.

Wunderaugen
Als Oberflächenfische des freien Wassers müssen die etwa 30 cm groß werdenden Lebendgebärenden (Ordnung Zahnkärpflinge, Cyprinodontiformes, Familie Anablepidae) immer auf der Hut sein, sowohl was die Welt unter als auch über Wasser anbelangt. Zu diesem Behufe sind die flinken Fische mit der großen Fluchtdistanz mit einer ganz besonderen Anatomie ihrer Augen ausgestattet, was einmalig in der Fischwelt ist, ja sogar in der gesamten höheren Tierwelt nur ausgesprochen selten vorkommt. Das Auge ist mittels einer quer liegenden Scheidewand geteilt und mit zwei unterschiedlichen Pupillen ausgestattet. Die große Linse ist oberhalb nur schwach, im unteren Bereich (für die Unterwassersicht) stark gekrümmt. Es gibt sowohl eine sogenannte Luft-Netzhaut (Retina) als auch eine Unterwasserretina, die beide besonders gut ausgestattet sind. Die erstaunliche Leistung des Gehirns des Fisches ist es, diese Informationen so zu verwerten, dass Situationen über und unter Wasser beurteilt werden können. Da die Tiere nicht nur heranfliegende Fressfeinde und auf die Oberfläche fallende Futtertiere genau orten können und dabei auch noch die Unterwasserwelt „im Auge behalten“, könnte man gut und gern von einem „Wunderauge“ sprechen.
Lebensraum
Die drei Arten der Gattung Anableps leben in ganz ähnlichen Biotopen. Sie besiedeln, manchmal in recht großen Gruppen, die freien Wasserzonen in den unteren Bereichen großer küstennaher Flüsse und dringen in die Mündungsgebiete dieser Flüsse vor. Vom Brackwasser aus haben sie auch das Meer für sich erobert und können mitunter in Strandnähe im Mündungsgebiet der großen Gebiete beobachtet werden. Ich konnte sie im Mündungsdelta des Orinoko beobachten, aber auch am Strand von Paramaribo (Surinam) oder in reinem Süßwasser in größeren Flüssen auf der Karibikseite Costa Ricas, einige Kilometer vom Meer entfernt. Es ist anzunehmen, dass sie weite Strecken zurücklegen und es dabei offenbar mühelos schaffen, die Übergänge der einzelnen Wasserarten zu bewältigen.
Diese Fische ernähren sich von Anflug, der auf die Wasseroberfläche fällt. In den Mangroven des Orinokodeltas sah ich sie nur wenige Meter vom Ufer, nahe den großen Bäumen, auf herunterfallende Insekten lauern. Doch sobald sie mich bemerkten, waren sie auch schon verschwunden. Diese Fische mit einem Wurfnetz zu erbeuten, ist eine schwierige Aufgabe. Laut Information der Fischer, die diese Tiere lebend für die Aquaristik fingen, können sie am ehesten mit sehr großen Zugnetzen eingekreist werden und müssen vorsichtig herausgeholt werden, da sie auch noch gut springen können.....

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 75